Kohlenhydrate gelten im Sport als Leistungsbringer. In den letzten Jahren gab es jedoch eine Revolution in der Sporternährung: Erfolg hat der Sportler, der mit weitgehend leeren Kohlenhydratspeichern trainiert und mit vollen Speichern in den Wettkampf geht. Was steckt hinter diesem „train low – compete high“ Prinzip und vor allem, wie können Sie dieses Prinzip für sich selber anwenden?
Wer weniger Kohlenhydrate isst, der produziert mehr Mitochondrien. Sie erinnern sich: Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen, die vor allem im Training gebildet werden (mehr zur Notwendigkeit von Mitochondrien finden Sie im Blogbeitrag „Per Mitochondrium in eine höhere Leistungssphäre“). Deshalb empfehlen wir, das normale Ausdauertraining mit weitgehend leeren Speichern durchzuführen. Kohlenhydrate empfehlen wir stattdessen nur im Tempotraining aufzunehmen, um die harten Einheiten durchzustehen. Dies bedeutet, dass das normale Training generell kohlenhydratarm gestaltet werden sollte (also auch vor dem Training keine extra Kohlenhydrate in Form von Sportriegeln, Brot, Nudeln etc.) und nur in harten Tempoeinheiten auf Kohlenhydrate vor und während der Trainingseinheit in Form von Trinkmahlzeiten, Sportriegeln, Sportgetränken und Energie-Gels zurückgegriffen werden sollte. Um das normale Training durchzustehen, empfehlen wir Ihnen stattdessen, vor dem Sport nur eine Portion Quark oder ein Eiweißgetränk ohne Kohlenhydrate (z. B. Level X) aufzunehmen.
Interessant: In Studien konnte gezeigt werden, dass einige Enzyme, die für die Mitochondrien-Bildung wichtig sind, hochreguliert sind, wenn man mit weniger Kohlenhydraten trainiert. Ein direkter Leistungsfortschritt wurde in den Studien meist jedoch noch nicht festgestellt. Dies könnte daran liegen, dass die meisten Studien viel zu kurz waren, so dass dieser Effekt noch nicht zu erfassen war. Unsere Erfahrung mit unseren Spitzenathleten zeigt jedoch: Wer im Winter im Aufbau-Training mit dieser Strategie trainiert, wird im Frühjahr im Wettkampf dominieren.
Wer sich generell kohlenhydratarm ernährt und dafür auf eine optimierte Fett- und Eiweißversorgung achtet, der verbessert seinen Fettstoffwechsel. Durch die erhöhte Eiweiß- und Fettzufuhr (hier natürlich nur die guten Fette verwenden, Blog-Beitrag folgt) kommt der Körper tagsüber nicht mehr in das sogenanntes „Zuckerloch“ und kann auch im Training bei viel höheren Intensitäten noch Fett verbrennen.
Positiver Nebeneffekt: besseres, niedrigeres Wettkampfgewicht. Besonders beim Marathon ist das Prinzip „train low – compete high“ daher der Schlüssel zum Erfolg.
Tipp: Die Umstellung zu einer generell niedrigeren Kohlenhydrataufnahme wird am Anfang sicherlich hart sein, da Ihr Körper es gewohnt ist, immer Kohlenhydrate fürs Training zur Verfügung zu haben. Nach ein paar Wochen werden Sie aber sehen, dass der Körper sehr anpassungsfähig ist und auch das Ausdauertraining mit wenigen Kohlenhydraten keine Probleme mehr bereitet. Zackige und ausgewogene Rezepte für das „train low – compete high“ Prinzip finden Sie unter anderem in meinen beiden Lauf-Diät Büchern - Lauf dich gesundsowie Die große Lauf-Diät.
Trotz moderater oder reduzierter Kohlenhydrataufnahme im Alltag sollte ein Sportler - besonders ein Ausdauersportler - natürlich schauen, dass die Kohlenhydratspeicher vor dem Wettkampf (10 km und länger) wieder gut gefüllt sind. Nur so kann höchste Leistung gebracht werden. Die beste Strategie ist, 3 bis 5 Tage vor dem Wettkampf darauf zu achten, dass man viele Kohlenhydrate isst. Da die generelle Kohlenhydrataufnahme im Trainingsalltag nun niedriger ist, ist diese Ladephase von größter Wichtigkeit.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
© Forschungsgruppe Dr. Feil
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