Schockierende Anrufe erreichten mich gestern. Nach der ARD Ausstrahlung der Sendung „Der Ernährungscheck“ waren viele beunruhigt, ob es wirklich kein gesundes Essen gibt. Meine Meinung kurz und bündig: Die Studie hatte einige Lücken und viele Sachen wurden gar nicht kontrolliert, beziehungsweise gemessen. Wäre es außerdem nicht schockierend, wenn wir schon nach 2 Wochen „ungesundem Essen“ schlechte Blutwerte hätten?

Zur Studie:

45 Probanden testeten 3 verschiedene Ernährungsweisen über einen Zeitraum von 2 Wochen (Fast Food, Mittelmeerküche, typische, deutsche Hausmannskost). Nach 2 Wochen testete man ihr Blut. Überraschenderweise unterschieden sich Cholesterinwerte, so wie Homocystein-Werte nicht signifikant in den Gruppen.
Darauf hin wurde geschlussfolgert, dass es eigentlich egal sei was man isst, wenn man gesund ist.

2 Wochen sind zu kurz

Die Studie wurde über einen Zeitraum von nur 2 Wochen durchgeführt. Dieser Zeitraum ist viel zu kurz, um signifikante Veränderungen im Blut zu erkennen. Würde man diese Studie über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten durchführen, dann wären die Ergebnisse anders ausgefallen. Um einen kurzen Effekt von Nahrung auf den Körper zu erfassen hätte man hier andere Messungen vornehmen müssen. Zum Beispiel die Herzfrequenzvariablität, welche verbunden ist mit Entzündungen im Körper und welche sofort auf Veränderungen reagiert (Lampert, Bremner et al. 2008). Wissenschaftliche Studien, bei denen man eine Ernährungsweise testet sind übrigens immer ein Minimum von 3 Monaten lang.

Fast Foodler essen normalerweise mehr Kalorien

Alle Studienteilnehmer nahmen die gleiche Anzahl an Kalorien zu sich (2500kcal). Die „Fast-Foodler“ wurden jedoch nicht satt und waren unzufrieden. Generell würde jemand der sich von Fast Food ernährt mehr Kalorien zu sich nehmen, um satt zu werden.

Fast Food enthält viel Salz und Zusatzstoffe

Hinzu kommt, dass Fast Food sehr viel Natrium enthält und auch sehr viele Zusatzstoffe. Auch dies wird sich sicherlich nach 2 Wochen noch nicht bemerkbar machen, ist langfristig aber mit erhöhtem Risiko für Herzkreislauferkrankungen verbunden (Yang, Liu et al. 2011) und führt langfristig zur Knochenentkalkung.

Die Fast Foodler waren müde

Mehrfach erzählten die Fast Foodler, dass sie wenig Energie hatten und sie sich nicht motivieren konnten Sport zu machen. Professor Nawroth meinte, dass dies der Placebo Effekt sei, denn die Probanden denken ja, dass sie sich durch das Fast Food schlecht ernähren. Sicherlich spielt der Placebo-Effekt hier auch eine Rolle. Am müden Gefühl der Fast Foodler ist sicherlich auch die mangelhafte Nährstoffversorgung mitbeteiligt.

Krankheit hat eine Entwicklungsgeschichte

Die Studie wurde mit gesunden Menschen durchgeführt. Gesunde Menschen können einiges wegstecken, bis sie krank werden. Unsere Volkskrankheiten, wie Krebs, Alzheimer, Rheuma und Arthrose entwickeln sich durch einen ungesunden Lebensstil über Jahre und nicht über einen Zeitraum von zwei Wochen.
In einer tollen Zusammenfassung von Ames werden 200! Studien verglichen und ausgewertet. Ergebnis: Wer wenig Obst und Gemüse aß, dessen genetisches Material wies mehr Schäden auf. Das Krebsrisiko war deutlich erhöht (Ames 1999).

Vitamine im Fast Food reichen nicht aus

Der Vitamingehalt von Fast Food wurde ausgerechnet und mit der empfohlenen Vitaminzufuhr von der DGE verglichen. Zwar war der Fast Foodler an Vitamin C unterversorgt, hatte aber bei den anderen Vitaminen ganz gut abgeschnitten.
Die Empfehlungen der DEG sind momentan sehr niedrig angesetzt. Bei vielen Krankheiten weiß man, dass die Empfehlungen der DGE viel zu niedrig sind. Zusätzlich enthält Obst und Gemüse nicht nur Vitamine sondern sogenannte Polyphenole und Antioxidantien. Diese sind unerlässlich für unsere Gesundheit und schützen uns vor vielen Krankheiten wie Diabetes (Psaltopoulou, Panagiotakos et al. 2011). Der Gehalt von Polyphenolen oder Antioxidantien wurde in der Studie nicht gemessen.

Fett ist nicht schlecht

Diese Ergebnisse sind durchaus richtig. Lange wurden Fette als Dickmacher bezeichnet. Heute weiß man, dass eher die Kohlenhydrate das Problem vieler Entzündungskrankheiten sind(Forsythe, Phinney et al. 2008). Beim Fett gibt es jedoch auch qualitative Unterschiede, welche nicht aufgezeigt wurden in dieser Studie. Zum Beispiel sind Olivenöl, sowie die Omega 3 Fettsäuren aus Fisch sehr gut für unsere Gesundheit (Gleissman, Johnsen et al. 2010). Langfristig ist fettes Fleisch mit Entzündungskrankheiten verbunden. In Zellstudien wurde ganz klar festgestellt, dass mehr Entzündungsstoffe im Körper ausgeschüttet werden durch gesättigte Fette wie sie im Fleisch enthalten sind (Forsythe, Phinney et al. 2008; Gupta, Knight et al. 2012)

Wir sind evolutionär keine Allesesser:

Professor Nawroth erzählte, dass wir evolutionär schon immer alles gegessen haben. Dies stimmt so leider nicht, denn Kohlenhydrate in Form von Getreide befinden sich evolutionär gesehen, erst seit einem sehr kurzen Zeitraum in unserer Ernährung(Cordain, Toohey et al. 2000).

Wenn Sie also mal schlemmen, machen Sie sich keine Sorgen und genießen Sie was immer sie essen. Trotzdem sollten Sie generell darauf achten viel Obst und Gemüse zu essen, viele gute Fette, wie Olivenöl zu sich nehmen und viel Fisch essen. Was in zwei Wochen nicht nachweisbar ist, merken sie allerspätestens in ein paar Monaten.

Literatur/ Studien (klicken um anzuzeigen)

 

 

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